Leidenschaft-Hund

Chronische Darmentzündung (IBD)

In diesem Artikel möchte ich Dich über die IBD (chronische Darmentzündung) beim Hund informieren.

IBD ist die Abkürzung für Inflammatory Bowel Disease

Wir sehen uns folgendes an:

  • Was steckt dahinter
  • Wodurch kann eine IBD entstehen
  • Wie kannst Du sie erkennen
  • Wie wird eine IBD behandelt
  • Worauf Du vor allem bei der Fütterung achten solltest

Was ist eine IBD beim Hund?

Bei einer IBD handelt es sich um eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut, meistens sind Dünn- und Dickdarm betroffen.                    In seltenen Fällen ist nur ein einzelner Darmabschnitt entzündet. Durch die Entzündung ist der Darm permanent gereizt, wodurch es zu einer Anschwellung der Darmschleimhaut kommt, in manchen Fällen vernarbt die Darmschleimhaut sogar.

Im Dünndarm findet beim Hund die Verwertung der Nährstoffe statt. Ist also dieser Abschnitt ebenfalls von den Entzündungen betroffen, können die Nährstoffe nicht mehr ausreichend aufgenommen werden. Die Folge: der Hund verliert stark an Gewicht.

Welche Aufgaben haben Dünn- und Dickdarm überhaupt?

Um verstehen zu können, warum ein gesunder Darm so unglaublich wichtig ist, wollen wir uns zunächst einmal anschauen wofür Dünn- und Dickdarm überhaupt zuständig sind.

Es ist heute weitestgehend bekannt, dass ein Großteil der Gesundheit mit dem Darm zusammenhängt. Woran liegt das?

Welche Aufgabe hat der Darm

Welche Organe sind an der Verdauung beteiligt?

Maul und Speiseröhre

Die Nahrungsaufnahme beginnt im Maul. Die Zähne haben dabei jedoch wenig Funktion, vor allem bei Hunden, die schlingen. So werden die Zähne wenig zum Kauen, dafür meist mehr zum Halten des Futters benutzt. Über den Rachenraum wird die aufgenommene Nahrung anschließend über die Speiseröhre weiter bis zum Mageneingang transportiert.

Magen und Dünndarm

Im Magen wird der Speisebrei mit ersten Enzymen versetzt . Sobald ein bestimmter Fülldruck erreicht ist, öffnet sich der Magenausgang und der Nahrungsbrei wird in den ersten Abschnitt des Dünndarms weitertransportiert.

Dabei werden immer nur kleine Menge des Futterbreis weitergegeben. Bis der Magen vollständig entleert ist, dauert es deswegen eine Weile.

Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und Leber 

In zahlreichen Kundengesprächen erlebe ich es immer wieder, dass die Hundehalter auf einmal sehr überrascht schauen, wenn ich ihnen davon erzähle, dass ein Großteil der Verdauung erst im Darm stattfindet. Es hält sich leider noch immer der Mythos, dass ein großer Teil der Verdauung bereits im Magen erledigt ist.  Ein sehr großer Teil der Verdauung findet nämlich erst im Dünndarm statt. Auch darum ist gerade die Darmgesundheit so wichtig.

Vor allem im Dünndarm finden die meisten Abbauvorgänge statt: Hier kommen Verdauungsenzyme aus der Gallenblase und Bauchspeicheldrüse dazu, die für den Abbau von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten benötigt werden.

Die Leber regelt den Stoffwechsel von Zucker, Fett und Eiweiß. Außerdem ist sie für die Entgiftung, Blutbildung sowie die Produktion und Speicherung von Vitaminen verantwortlich.

Dickdarm und After

Ein kleiner Teil des Nahrungsbreis (die übrig gebliebenen Nahrungsreste) gelangen schließlich in den Dickdarm. Der Dickdarm ist vor allem für die Resorption  von Wasser zuständig, außerdem werden dort wasserlösliche Vitamine, Salze und essentielle Fettsäuren in den Körper aufgenommen.

Durch den Wasserentzug im Dickdarm wird der unverdauliche Anteil des Nahrungsbreis weiter eingedickt, bis dieser schließlich über den After ausgeschieden wird.

Fazit:

Ist der Darm erkrankt, kann es sehr schnell zu ernstzunehmenden Verdauungsstörungen kommen, Nährstoffe und Wasser können nicht mehr/oder nur teilweise aufgenommen werden. Dadurch wird das Immunsystem geschwächt, was schnell zum Auslöser von zahlreichen weiteren Erkrankungen werden kann.

Wodurch entsteht eine IBD?

Die genaue Ursache für eine IBD ist bislang noch ungeklärt, allerdings geht man derzeit von einer Fehlregulation des Immunsystems aus.

Beim Menschen gibt es eine ähnliche Erkrankung, Morbus Crohn. Bei dieser Erkrankung ist schon lange bekannt, dass diese durch einen Gendefekt begünstigt wird. Bei Hunden konnte dies noch nicht nachgewiesen werden, es wird Jedoch vermutet, dass auch hier die Genetik mit eine Rolle spielt.

Mittlerweile hat man herausgefunden, dass z. B. einige Hunderassen wahrscheinlicher an einer IBD erkranken als andere. 

Dazu gehören:

  • Basenji
  • Norwegischer Lundehund
  • Französische Bulldogge
  • Boxer
  • Irish Setter
  • Deutscher Schäferhund

Weitere Faktoren die eine IBD begünstigen können:

  • Allergische Reaktionen auf Futtermittelstoffe, z. B. tierische Proteine
  • ein überschießendes Immunsystem
  • Unverträglichkeiten von Zusatzstoffen
  • Krankhafte Veränderungen der Magen-Darm-Flora
  • Parasitenbefall (Giardien, Salmonellen, Campylobacter)
  • Bakterielle Überwucherung der entzündeten Darmwand mit pathogenen Bakterien

Woran kannst Du eine IBD bei Deinem Hund erkennen?

Charakteristisch für eine IBD sind chronisch immer wiederkehrende Durchfälle sowie Erbrechen, die oft mit starken gurgelnden Darm- und manchmal auch Magengeräuschen verbunden sind. Oft berichten betroffene Hundehalter auch von starken Blähungen (Flatulenz die nicht zu überriechen und oft auch nicht zu überhören sind. Manchmal kann es auch vorkommen, dass das betroffene Tier an Bauchkrämpfen leidet. Ein zwar geformter, aber mit Schleim überzogener Kotabsatz mit und ohne Blut ist ebenfalls möglich.

Die Krankheit entwickelt sich in Schüben. So wechseln sich symptomfreie Phasen mit symptombehafteten Phasen ab. Das Tier kann sowohl gesund erscheinen, als auch zwischenzeitlich krank und lethargisch wirken.  Oftmals wird bei erkrankten Tieren auch ein dünner werdendes Fells beobachtet.

Komplikationen

Bleibt eine IBD lange Zeit unentdeckt, kann es zu den unterschiedlichsten Komplikationen kommen.

Hierzu zählen vor allem:

  • Unterernährung
  • Austrocknung
  • Blutarmut
  • Hypoproteinämie (zu niedriger Eiweißgehalt im Blut)
  • Ein zu niedriger Vitamin-B12-Spiegel
  • Eine durchlässige Darmwand („Leaky-Gut“-Syndrom), wodurch Schadstoffe in den Organismus gelangen
  • Aszites (Bauchwassersucht)

Wie wird IBD diagnostiziert?

Lange Zeit wurde die Diagnose IBD gestellt, wenn keiner mehr wirklich weiterwusste.

Heute ist die Medizin deutlich weiter, es sind mögliche Ursachen bekannt, dadurch kann gezielt diagnostiziert und entsprechend therapiert werden. Dennoch bleibt die Diagnose einer IBD oftmals eine Ausschlussdiagnose. Erst wenn alle anderen Gründe für Durchfälle und wechselnde Stuhlqualität ausgeschlossen wurden, bringt letzten Endes meist eine Darmspieglung mit Biopsie Sicherheit.

Welche Untersuchungen können nötig werden, um andere Krankheiten auszuschließen, die ebenfalls für eine Magen- Darm-Problematik sprechen können?​

  • Röntgen (ggf. auch mit Kontrastmittel)
  • Ultraschall

Verschiedene Laboruntersuchungen wie

Laboruntersuchung

Wie wird IBD behandelt?

Gerade zu Beginn der Therapie werden die Tiere oft mit einer Antibiose, Entzündungshemmern und /oder Cortison behandelt; sind die betroffenen Tiere stark dehydriert, kann auch manchmal eine stationäre Aufnahme für die Verabreichung von Infusionen sinnvoll sein.

Naturheilkundlich sollte ein besonderes Augenmerk daraufgelegt werden, dass das Immunsystem aufgebaut und stabilisiert wird. Bewährt hat sich hierbei vor allem ein gezielter Darmaufbau nach Indikation, auch der Einsatz von Verdauungsenzymen bringt manchmal eine gute Verbesserung des Allgemeinzustandes.

Wie lange dauert eine IBD, kann sie überhaupt vollständig geheilt werden?

Leider ist eine IBD nicht heilbar, allerdings lässt sie sich durch ein gutes Zusammenspiel zwischen Tierarzt, Heilpraktiker und Hundehalter gut in den Griff bekommen. Eine Linderung einer IBD geht leider nicht von heute auf morgen. Bis sich eine Besserung einstellt, kann schon mal einige Zeit vergehen. Hierfür brauchen Du und Dein Hund vor allem Geduld und Durchhaltevermögen.

Was aber fest steht: Eine IBD lässt sich mit der richtigen Ernährung gut in den Griff bekommen. Die Lebensqualität der betroffenen Tiere und auch deren Halter wird enorm verbessert. Es dauert einfach seine Zeit, bis die Tiere stabil sind, dennoch sind Rückfälle leider jederzeit möglich.

Was sich hier bewährt hat, ist das Führen eines Futtermitteltagebuchs, in dem von Anfang an alles notiert wird, das auch nur im Ansatz von Wichtigkeit sein könnte: was hat der Hund über den Tag gefressen, Stimmung, Kotabsatz, Wetter, Stressoren………….. und noch vieles mehr. All das kann in manchen Fällen wichtige Informationen über den Auslöser eines erneuten Schubes liefern.

Wie sollte ein Hund mit IBD ernährt werden?

Wichtig ist, die Entzündung der Schleimhaut in Schach zu halten und auf ein Futter umzustellen, welches den Hundedarm nicht weiter reizt. Bewährt haben sich hierbei  leichtverdauliche Sorten mit einem Fettgehalt am unteren Limit. Des Weiteren sollte gerade am Anfang nur eine einzige Proteinquelle verfüttert werden. Hat sich der Verdauungstrakt erst einmal wieder beruhigt, kann man nach und nach versuchen, im Rahmen einer Ausschlussdiät behutsam die ein oder andere weitere Komponente einzuschleichen. Außerdem sollte auf die Fütterung von Getreide vollständig verzichtet werden.

Was Deinem Hund sonst noch hilft?

Um die entzündete Darmschleimhaut etwas zu schützen, hat sich der Einsatz von Schleimstoffen bewährt. Diese haben die Aufgabe sie wir ein schützender Film auf die Darmschleimhaut zu legen. Hierfür eignet sich z.B. Slippery Elm, oder Eibisch, Eibisch wirkt zudem auch noch entzündungshemmend und abschwellend.

Wie entstehen überhaupt Durchfälle?

Ein sehr markantes Zeichen für eine IBD sind oft Durchfälle. Es sind aber auch IBD-Fälle bekannt, die nie bzw. nur sehr selten unter Durchfällen gelitten haben. Dennoch möchte ich euch kurz erklären wie Durchfälle überhaupt entstehen können.

Durchfälle entstehen, wenn bestimmte Bakterien oder Viren den Darm besiedeln und bestimmte Giftstoffe freisetzen. Dadurch wird die natürliche Darmflora angegriffen und es kommt zum Durchfall.

Oft wird sofort ein Antibiotikum verschrieben, was Linderung verschaffen soll. I.d.R. wird dadurch auch im ersten Moment eine Besserung eintreten, doch das aggressive Antibiotika greift zusätzlich die Darmflora an, was wiederum zu Durchfällen führt. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, aus dem man oftmals nicht so schnell entkommt.

Bewährtes Hausmittel bei Durchfall?

An dieser Stelle kommt die Morosche Karottensuppe ins Spiel. Erstmals angewendet wurde sie 1908 von Professor Ernst Moro, in einer Kinderklinik nachdem dort etliche Kinder aufgrund schwerer Durchfälle starben. Nach Gabe der Suppe, sank die Sterberate enorm. Durch das lange Kochen werden bestimmte Stoffe freigesetzt (Oligogalakturonsäuren), diese Stoffe blockieren die Haftung der Bakterien an der Darmwand. Die Bakterien werden somit ausgeschieden und können keinen Durchfall mehr verursachen. Eine Besserung tritt meist nach 1-2 Tagen ein.

Wie wird die Morosche Karottensuppe zubereitet?

morosche Karottensuppe

500 g geschälte Möhren mit 1 Liter Wasser mindestens 1 ½ Stunden kochen lassen.

Danach durch ein Sieb drücken oder pürieren und die Suppe wieder mit abgekochtem Wasser auf 1 Liter auffüllen. 1 TL Salz dazu geben. Fertig.

Die Suppe wird 3-4 mal am Tag in kleinen Portionen angeboten.

Sollte der Hund die Suppe pur verschmähen, kann etwas gekochtes Huhn (oder nur die Brühe davon) dazu gegeben werden.

Wenn sich Besserung zeigt, kann mit Schonkost begonnen werden (z. B. gekochtes Huhn).

Achtung

Die Morosche Karottensuppe ist zwar ein sehr wirksames Hausmittel, wenn es um die Linderung von akuten Durchfällen geht, ersetzt aber in keinem Fall den Besuch beim Tierarzt!

Sollte bei Deinem Hund eine IBD diagnostiziert worden sein, rate ich Dir dringend zu einer Ernährungsberatung!

Ich erlebe es in meiner täglichen Praxis immer wieder, dass einfach zu lange abgewartet und  probiert wird. Erst wenn nichts mehr zu funktionieren scheint, wird dann doch der Schritt unternommen eine THP oder Ernährungsberaterin um Rat zu fragen. Was leider oft durch sehr langes hinauszögern, sowie einen oft schlechten Allgemeinzustand scheitert bzw. massiv erschwert wird. Ist der Allgemeinzustand bereits sehr schlecht und/oder wurde zu lange gewartet, wird eine dauerhafte Verbesserung massiv erschwert.

Quellangaben: Fachfortbildung Gastritis bis IBD, Heilpraktikerschule Isolde Richter Dozent Nils Steenbuck, Bücher: Praktikum in der Hundeklinik, Anatomie und Physiologie der Haustiere