Leidenschaft-Hund

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

In diesem Artikel möchte ich Dich über die verschiedenen Bauchspeicheldrüsenproblematiken oder auch Pankreasproblematiken beim Hund informieren.

Grundsätzlich wird beim Pankreas zwischen einer akuten und einer
chronischen Pankreatitis sowie der exokrinen Pankreas Insuffuffizienz kurz
(EPI) unterschieden. Weiterhin gibt es noch Pankreastumore auf die ich
allerdings in diesem Beitrag nicht näher eingehen möchte.

Wir sehen uns folgendes an:

  • Was ist das Pankreas überhaupt und welche Aufgabe hat es im Körper
  • Wie unterscheidet sich eine akute, von einer chronischen Pankreatitis oder gar EPI
  • Wodurch können diese Erkrankungen entstehen
  • Welche Symptome treten auf
  • Wie solltest du dich verhalten, wenn der Verdacht besteht
  • Worauf solltest du bei der Fütterung unbedingt achten

Was ist das Pankreas überhaupt und welche Aufgabe hat es im Körper?

Das Pankreas, ist ein keilförmiges Organ das hinter dem Magen und vor der Wirbelsäule auf Höhe des 1. und 2. Lendenwirbels liegt. Es wird in zwei Lappen und ein so genanntes Mittelstück unterteilt.

  • linker Lappen = Lobus pancreatis sinister
  • rechter Lappe = Lobus pancreatis dexter
  • Pankreaskörper = Corpus pancreatis

Das Pankreas hat zwei Funktionen einmal die endokrine Funktion sie reguliert den Blutzuckerspiegel, und die exokrine Funktion die für die Produktion von Verdauungsenzymen zuständig ist. Diese werden dazu benötigt um Futterbestandteile überhaupt so aufzuspalten das sie verdaut werden können.

Damit sich die Bauchspeicheldrüse aber nicht selbst verdaut, werden die Enzyme zunächst in einer inaktiven Form produziert und in dieser Form in den Dünndarm abgegeben.
Dort angekommen werden sie in die aktive Form umgewandelt und beginnen ihre eigentliche Verdauungsarbeit.

Zu den Verdauungsenzymen gehören unter anderem:

  • Trypsin und Chymotrypsin (verantwortlich für die Aufspaltung von Eiweißen)
  • Amylasen (zur Aufspaltung von Kohlenhydraten)
  • Lipasen (Aufspaltung von Fetten)

 

Wie unterscheidet sich eine akute, von einer chronischen Pankreatitis oder gar EPI?

Bei der akuten Pankreatitis handelt es sich um eine meist plötzlich auftretende Entzündung der Bauchspeicheldrüse die in den allermeisten Fällen unverzüglich in Tierärztliche Behandlung gehört.

 

Welche Aufgabe hat der Darm

Bei der chronischen Pankreatitis sieht es da schon etwas anders aus, hier handelt es sich um lange bestehende Entzündung der Bauchspeicheldrüse, oft von milderer Verlaufsform der Symptomatik. Nicht selten kommt es hier dazu, dass die Erkrankung lange Zeit unentdeckt bleibt, da sich zunächst unspezifische Symptome wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Unwohlsein immer wieder zeigen und meist in der Intensität eher schwach ausfallen. Bleibt die Erkrankung jedoch lange unentdeckt kann es dadurch zu einer irreversiblen Zerstörung von Struktur und Funktion der Bauchspeicheldrüse kommen.

Setzt dieser Zustand erst einmal ein, spricht man von einer Bauchspeicheldrüseninsuffizienz (oder auch exokrine Pankreasinsuffizienz kurz EPI).

Bei der EPI handelt sich um einen teilweisen oder vollständigen Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse. Dieser Zustand kann für den betreffenden Patienten gravierende Folgen haben, da ein derart zerstörtes Gewebe nicht mehr in der Lage ist die Lebensnotwendigen Verdauungsenzyme herzustellen). Die Folge ist, dass der Körper Nahrungsbestandteile wie Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate nicht mehr aufnehmen kann, sie werden nahezu unverdaut wieder ausgeschieden.

Dieser Zustand erklärt auch warum Tiere die unter einer EPI leiden, nach außen gefühlt Fressen können bis zum Platzen/sprich riesige Futtermengen aufnehmen können und dabei oft sogar noch weiter abmagern. Unbehandelt kann dieser Zustand sogar bis zum Tod führen, da die Patienten selbst bei guter Fütterung einfach verhungern.  

Wodurch entsteht eine akute oder chronische Pankreatits oder gar eine EPI?

Es gibt mehrere Ursachen oder Faktoren, die eine Erkrankung des Pankreas begünstigen bzw. auslösen. Auch wenn zwar die tatsächliche Ursache der Entstehung oft ungeklärt bleibt, gibt es dennoch ein paar Risikofaktoren die als Auslöser in Frage kommen können.

  • Einer der häufigsten Fehler die zu mir in die Beratung kommen sind Fütterungsfehler, zu hoher Fettanteil, übertrieben viel Öl z.B. 3-6-9 Öl zu hoch dosiert, Konservierungsstoffe im Fertigfutter, zu viele Kohlenhydrate/Getreide, Soja, Geschmacksverstärker, minderwertige Fleischqualität beim Barf und/oder ein viel zu hoher Anteil an schwerverdaulichem Bindegewebe
  • Adipositas
  • Hyperlipoproteinämie/ viel zu große Mahlzeiten, mit zu viel Fett/Auswirkungen von Lebererkrankungen, Gallengangsentzündungen
  • Morbus cushing
  • Angeborene/Rassedispositionen, besonders gefährdet sind hier die Rassen: Zwergschnauzer, Sheltie, Dobermann, Pinscher, Beagle, Rottweiler, Boxer, Collie, Yorkshire Terrier, DSH
  • Infektionen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • In seltenen Fällen kann eine Infektion mit Babesien oder Leishmanien zur Pankreatitis beim Hund führen.
  • Organophosphate/Insektizide, Pestizide, Endo- und Ektoparasiten, Düngemittel
  • Traumata (Verkehrsunfälle, chirurgisches Traumata, lokale Durchblutungsstörungen z.B. während einer Anästhesie, oder in Schockzuständen)
  • Bakterien, im Maul durch vergammelte Zähne, bei weiblichen Tieren Gebärmutter usw.

Die Pankreasinsuffizienz ist meist eine Folge einer vorausgegangenen akuten oder chronischen Pankreatitis. Sie kann aber auch als angeboren Form auftreten.

Welche Symptome treten auf?

Ehrlich gesagt ist das gar nicht so leicht zu sagen, da es sich bei den Symptomen meist um eher unspezifische Symptome handelt, die zunächst einmal allesmögliche sein können.

Wobei man ganz klar sagen muss, die akute schwere Verlaufsform der Pankreatits, kann fast nicht unbemerkt verlaufen und gehört immer in Tierarzthände! Denn diese geht meist immer mit akutem schwerem Erbrechen, Durchfall – teils sogar blutig, Schockzuständen die bis zum Tod führen können, sehr starkem Druckschmerz im Bauchbereich, aufgeblähtem und Bretthartem Bauch, stark aufgekrümmtem– verspanntem Rücken sowie teils hohem Fieber einher.

Allerdings kann selbst eine akute Pankreatits auch in einer milderen Verlaufsform auftreten, die auch schonmal übersehen werden kann, was auch gerne mal die Folge hat, dass sie im weiteren Verlauf in die chronische Form übergehen kann.

Bei aller Unspezifität gibt es dennoch ein paar sogenannte Leitsymptome die gerade bei ungeklärter Ursache auch mal an eine Pankreasproblematik denken lassen sollten.

Hierzu zählen folgende Symptome:

  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Druckschmerz Oberbauch
  • Aufgeblähter Bauch
  • Übertriebener Heißhunger
  • Vermehrte Futteraufnahme bei gleichzeitigem Gewichtsverlust
  • Abmagerung
  • Reduzierter Allgemeinzustand ¯
  • Durchfall, grauer Kot, fettiger Kot, orange/gelber Kot, schleimiger Kot
  • Aufsuchen kühlerer Plätze/ vorrangig zu Zeiten wo es nicht Wettertüpisch ist
  • Fieber
  • Dehydration
  • Durchfall

Leider sieht es bei der exokrinen Pankreas Insuffizienz was die Spezifität der auftretenden Symptome angeht nicht viel anders aus, da es auch hier nicht möglich ist eindeutige Symptome benennen zu können. Jedoch gibt es hier schon ein paar Symptome die ein deutliches Zeichen sind auch einmal in Richtung EPI denken zu lassen.

  • häufiges Erbrechen/kennzeichnend das es wieder gefressen wird
  • Apathie
  • Wechselnder Kotabsatz: voluminös, fettversetzt -> glibriger Kot, große Häufen, sieht aus wie ein schmieriger Film – Ölfilm, gräulich glänzend, eher selten auch wässriger Durchfall. Bei vielen Hunden erwähnen die Besitzer eine häufige Flatulenz (Pupsen 😊)
  • Fieber
  • Konditionsverlust
  • Abmagerung trotz erhöhter Futteraufnahme
  • Heißhunger, selbst der eigene Kot wird wieder gefressen
  • Schmerzen bei der Untersuchung des Bauchraumes können vorkommen, müssen jedoch nicht unbedingt gegeben sein. Dies ist abhängig vom Grad der Selbstverdauungsvorgänge im Pankreas

Wie solltest du dich verhalten, wenn der Verdacht besteht?

Wenn du den Verdacht hast das dein Hund unter einer Pankreasproblematik leiden könnte solltest du es zunächst immer erstmal von einem Tierarzt abklären lassen, ob du mit deinem Verdacht richtig liegst. In der Regel wird dein Tierarzt zunächst einmal ein Blutbild veranlassen um die Werte cPLI, TLI, Alpha-Amylase, Lipase und ggf. direkt ein großes Blutbild zu bestimmen. Weiterhin hat es sich bei dieser Untersuchung bewährt, direkt noch Vitamin B12 sowie die Folsäure mitbestimmen zu lassen um direkt noch ein Gefühl davon zu bekommen, wie der Körper des Tieres einzelne aufgenommene Nährstoffe verwerten kann. Je nachdem was bei dieser Untersuchung herauskommt schließen sich im Anschluss meist noch Ultraschall bzw. Röntgenuntersuchungen an, um die Diagnose abschließend zu bestätigen.

Worauf solltest du bei der Fütterung unbedingt achten?

Über die Fütterung in der Phase einer akuten Pankreatitis brauchst du dir in der Regel eher weniger Gedanken machen, da die Tiere die ersten Tage der Akutphase meist sowieso in der Tierklinik am Tropf hängen und zunächst einmal künstlich ernährt werden um so das Pankreas zu entlasten und vor weiteren Schäden zu schützen.

Nach der Akutphase, bei einer chronischen Verlaufsform oder einer EPI sieht die Ernährung des Tieres allerdings sehr ähnlich aus.

Du solltest hier vor allem auf folgende Dinge achten um das Pankreas deines Tieres nicht weiter zu belasten:

  • Niedriger Fettgehalt
  • Hochwertige, leichtverdauliche Proteine
  • gut aufgeschlossene Kohlenhydrate
  • keine Konservierungsstoffe
  • Pankreasenzyme
  • viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, gerne mit möglichst gleichbleibenden Abständen

Wie lange eine Pankreasdiät durchgeführt werden muss, kann man leider nicht pauschal beantworten, den dies ist immer eine Einzelfallentscheidung und hängt sehr stark von der schwere der Erkrankung sowie dem individuellen Krankheitsverlauf ab.

Wissenswertes

Bei aller Vorsicht einer Ernährungsumstellung sowie der Vermeidung von möglichen Risikofaktoren kommt für mich jedoch ein Punkt in den aller meisten Fällen leider immer zu kurz und das ist eine gründliche Darmsanierung! Heute weiß man sehr genau, dass das Immunsystem eines Organismus zu einem Großteil im Darm zu finden ist, nur ein gesunder fitter Darm ist auch dazu in der Lage, seinen Organismus fit und gesund zu halten, doch leider ist in der Realität genau dieses Organ das Organ dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird, obwohl gerade das so unglaublich wichtig wäre.

Für mich gehört es inzwischen zu einem festen Bestandteil bei Problemen im Bereich Gastrointestinaltrakt auch immer einen Blick mit auf den Darm zu werfen.

Quellangaben: Fachfortbildung von Pankreatitis bis EPI, Heilpraktikerschule Isolde Richter Dozent Nils Steenbuck, Bücher: Praktikum in der Hundeklinik, Anatomie und Physiologie der Haustiere