Leidenschaft-Hund

Es klingelt und Dein Hund ist nicht mehr zu halten?

Trigger bestimmen

 Bevor Du überhaupt richtig mit dem Training starten kannst, ist es zunächst einmal wichtig herauszufinden, was löst überhaupt bei Deinem Hund das unerwünschte Verhalten aus?

Jetzt denkst Du dir bestimmt, na halt das Klingeln, das kann sein, muss es aber nicht. Im ersten Schritt heißt es nun wirklich erst einmal ganz genau zu beobachten wann das unerwünschte Verhalten anfängt. Beginnt Dein Hund erst, wenn der Besuch bereits zur Tür rein kommt, oder bereits wenn jemand das Grundstück betritt, oder vielleicht sogar schon, wenn nur ein Auto vorbei fährt, oder erst wenn es klingelt?

Um effektiv trainieren zu können, ist es wichtig, das Du ganz genau weißt ab welchem Moment Dein Hund beginnt das unerwünschte Verhalten zu zeigen. Erst dann ist es möglich den Trainingsplan ganz genau darauf abzustimmen und es wird Dir auch leichter fallen zu entscheiden, welches Verhalten Dein Hund zukünftig stattdessen zeigen soll.

Nachfolgend habe ich Dir ein paar mögliche Auslöser für das unerwünschte Verhalten Deines Hundes zusammen geschrieben. Ich bitte Dich zunächst einmal Deinen Hund ganz genau zu beobachten, um wirklich sicher zu sein, in welchen Situationen Dein Hund noch entspannt sein kann und ab welchem Moment sich das unerwünschte Verhalten beginnt zu zeigen.

Bitte achte hier wirklich auf die aller ersten Anfänge des Verhaltens, spitzen der Ohren, sich anspannen, aufstehen, leises knurren.

Mögliche Auslöser könnten sein:

  • Die Türklingel
  • Schritte im Treppenhaus/vor der Tür
  • Stimmen im Treppenhaus/auf dem Weg zum Haus
  • Ein Auto das vorbei fährt/ vor dem Haus geparkt wird
  • Das klappern der Autotür
  • Sichtreize z.B. am Fenster
  • Ein Mensch der sich dem Haus nähert
  • Ein Mensch der am Haus vorbei läuft
  • Ein anderes Tier das sich dem Haus nähert, Katzen, Vögel usw.
  • Der Postbote der ein Paket abgeben will/oder nur den Brief in den Briefkasten wirft
  • Der Schornsteinfeger/der aus Hundesicht seltsam aussieht, merkwürdig riecht und dann auch noch die Frechheit besitzt rein zu kommen

Was erwartest Du eigentlich stattdessen von Deinem Hund?

Wenn Du Dir nun ganz genau bewusst bist, ab welchem Moment das unerwünschte Verhalten Deines Hundes beginnt; möchte ich Dich darum bitten Dir darüber Gedanken zu machen welches Verhalten Dein Hund stattdessen zeigen soll?

  • Darf Dein Hund bellen?
  • Oder soll er, sobald es klingelt, direkt auf seine Decke/in sein Körbchen laufen?
  • Darf Dein Hund den Besuch begrüßen/manchmal, nicht oder immer?

Es ist enorm wichtig sich vorab ganz genau zu überlegen wie das begrüßen von Besuchern aussehen soll! Denn nur wenn Dir das wirklich klar ist, besteht auch die Möglichkeit genau darauf hin zu trainieren!

Ein mögliches Ziel könnte z.B. sein:

Es klingelt an der Türe und Dein Hund bewegt sich ohne zu bellen in sein Körbchen, (es Bedarf dafür kein zusätzliches Kommando, da bereits das Klingeln an der Tür für den Hund als Signal gilt). Du gehst alleine zur Tür während Dein Hund brav auf seinem Platz wartet, so lange bis der Besuch im Haus ist.

Auf Deine Erlaubnis, kommt der Hund ruhig zur Tür und darf den Besuch begrüßen, beim Begrüßen behält Dein Hund alle 4 Pfoten auf dem Boden und winselt oder bellt nicht.

Nachdem auch Dein Hund den Besuch begrüßen durfte, geht ihr alle zusammen in die Küche/Wohnzimmer, oder wo immer ihr gemeinsam hingehen wollt und Dein Hund legt sich ruhig und entspannt ab.

Das klingt verlockend oder? Du denkst Dir jetzt bestimmt mein Hund kann das nie lernen, so schwer ist das garnicht; wenn Du Dir erst einmal ganz genau im klaren darüber bist, wo das Unerwünschte Verhalten beginnt und welches Verhalten Dein Hund stattdessen zeigen soll, habt ihr bereits einen großen Schritt in Richtung Wunschverhalten gemeistert.

Trainingsschritte klein wählen und die Ablenkung langsam steigern

Wir gehen jetzt einfach einmal davon aus das Du Dir wünscht das Dein Hund auf den Ton der Haustürglocke selbständig auf seine Decke läuft und darauf wartet, das er von Dir dazu eingeladen wird den Besuch zu begrüßen.

Einer der häufigsten Fehler im Hundetraining ist es, das die Hundehalter von Ihren Hunden viel zu früh viel zu viel erwarten.

Du hast mit Deinem Hund fleißig geübt und alleine klappt das alles schon ganz wunderbar. Doch dann kommt auf einmal der Besuch und plötzlich funktioniert so gut wie überhaupt nichts mehr. Kennst Du das? Das kann unheimlich frustrieren! Ich möchte Dir nun erst einmal erklären warum das so auch einfach nicht funktionieren kann.

Hunde sind Situationslerner. Diese Situation, speichert Dein Hund ganz genau so ab, als ob Du ein Foto von einem bestimmten Moment machen würdest. Alles was genau in diesem Moment zu sehen ist, wird festgehalten.

So ist das auch bei Deinem Hund. Wenn Du ihm z.B. beibringst entspannt auf seiner Decke zu liegen wenn Du alleine auf dem Sofa sitzt, wird er das können, vermutlich aber nicht mehr wenn es klingelt, oder gar Besuch das Haus betritt. Das muss langsam aufgebaut werden!

Für Deinen Hund ist es das natürlichste der Welt, nach zu sehen, wenn auf einmal eine Person das Haus betritt, es könnte sich dabei  (oft aus Hundesicht) um Gefahr handeln.  

Wenn Du Deinem Hund also ein Kommando in ablenkungsarmer Umgebung beigebracht hast, geht es an das Übertragen in viele verschiedene Situationen.

Damit Du Dir leichter vorstellen kannst, wie die einzelnen  Trainingsschritte aussehen können, möchte ich Dir das am Beispiel des Deckentrainings erklären. 

Die einzelnen Generalisierungsschritte könnten so aussehen:

  • Du stehst vom Stuhl auf und setzt Dich wieder hin
  • Du stehst vom Stuhl auf drehst Dich 1x im Kreis und setzt Dich wieder hin
  • Du stehst vom Stuhl auf und setzt Dich aufs Sofa
  • Du stehst vom Sofa auf und setzt Dich auf den Stuhl
  • Du stehst vom Stuhl auf läufst zum nächsten Tisch um dort etwas zu holen (bitte nichts zum Essen, den das könnte Deinen Hund animieren, ebenfalls aufzustehen, sofern er verfressen ist)
  • Du läufst mit dem Gegenstand durchs Wohnzimmer
  • Du gehst mit dem Gegenstand etwas schneller durchs Wohnzimmer
  • Du gehst kurz aus dem Wohnzimmer und sofort wieder hinein
  • Du gehst vom Wohnzimmer kurz in den nächsten Raum
  • Du gehst vom Wohnzimmer zur Haustür
  • Du gehst vom Wohnzimmer zur Haustür und bleibst kurz dort
  • Du gehst durch die ganze Wohnung/vorerst noch in einem Stockwerk
  • Du gehst singend durch die Wohnung
  • Du gehst durch die Wohnung und sagst plötzlich „Hallo“
  • Du gehst singend/sprechend zur Haustür
  • Du gehst zur Haustür und beginnst dort zu sprechen/die Tür ist noch geschlossen
  • Du gehst zur Haustür und sagst dort plötzlich „Hallo“
  • Du gehst zur Haustür und öffnest diese
  • Du gehst zur Haustür, öffnest diese und sagst „Hallo“
  • Du gehst zur Haustür und beginnst dort zu telefonieren
  • Du gehst telefonierend durch die Wohnung
  • Es klingelt/Du bleibst sitzen
  • Es klingelt und Du gehst zur Haustür
  • Wichtig diese Schritte immer wieder abwechseln mal klingelt es und es passiert nichts/mal klingelt es und Du gehst zur Haustüre
  • Es klingelt und es steht das erste Mal wirklich ein Besuch vor der Tür/es ist ratsam sich in Diesen Trainingsschritten eine Trainingsperson zu organisieren, die man immer wieder wegschicken kann
  • Dein Besuch betritt das Haus/es ist ratsam sich in Diesen Trainingsschritten eine Trainingsperson zu organisieren, die man immer wieder wegschicken kann
  • Du lässt den Besuch herein

Enorm Wichtig!

Bitte geh immer erst zum nächsten Trainingsschritt über, wenn Dein Hund den vorherigen ohne Probleme gemeistert hat.

Ohne Probleme bedeutet, dass Dein Hund weiterhin entspannt auf der Decke liegen kann. Sollte doch einmal Besuch kommen und ihr seid mit eurem Training noch nicht so weit, dass es klappt, geh bitte zum Management über. Es wäre Deinem Hund gegenüber nicht fair etwas von ihm zu verlangen, wozu er noch nicht in der Lage ist, es leisten zu können.

So lange bis es klappt – Management beim empfangen von Besuch

Ich denke Dir sollte inzwischen klar geworden sein, dass das Erlernen eines neuen Verhaltens nicht über Nacht geschieht. Daher möchte ich Dir nun noch ein paar Tipps zum Management an die Hand geben, die Dir helfen sollen die Zeit bis sich das neue Verhalten gefestigt hat, zu überbrücken.

Klingel ausschalten

Eine oft unumgängliche Maßnahme ist es oft, gerade in den Anfängen des Trainings, einfach die Klingel auszuschalten. Leider ist jedes neue klingeln, für Deinen Hund zugleich eine weitere Trainingsmöglichkeit, sein bereits erlerntes/für Dich jedoch unerwünschtes Verhalten weiter zu festigen. Daher ist es oft unumgänglich, in der Zeit des NEU Lernens ,den Auslösenden Reiz, einfach auszuschalten. In einigen Ausnahmefällen, hat es sich bewehrt, einfach den Klingelton zu ändern. Hierbei wäre es aber sehr wichtig, das Ihr in eurem Trainingsverlauf schnell voran kommt, den die Gefahr ist hierbei sehr groß, das Dein Hund das unerwünschte Verhalten, schnell auf den neuen Klingelton übertragen wird.

Kausachen bereithalten

Kausachen, eignen sich ganz wunderbar um Deinen Hund abzulenken. Dafür positionierst Du Dir einfach eine Dose mit Leckerchen, in der Nähe der Tür. Jedes Mal wenn es klingelt, erfolgt ein toller Leckerli Regen. Es hat sich bewährt, die Leckerchen einfach über den gesamten Flur zu verteilen. Da die meisten Hunde sehr verfressen sind, hat man oft gute Chancen, ihn von seinem eigentlichen Vorhaben, Randale an der Tür abzuhalten. Außerdem wirkt kauen sehr beruhigend auf viele Hunde.

Ich möchte Dich aber darum bitten, Diese Technik nur anzuwenden, wenn Dein Hund nicht aggressiv auf Besucher reagiert!

Wenn Du möchtest dass Dein Hund eher an einer Stelle zur Ruhe kommt, anstatt den gesamten Flurbereich nach Leckerchen abzusuchen, hat sich der Einsatz einer LICKIMAT Leckerli-Matte für Hunde, Katzen, Welpen bewehrt.

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Die Matte lässt sich ganz leicht mit tollen Leckereien befüllen, gut geeignet ist z.B. Streichwurst, Streichkäse, gekochtes Hackfleisch, Quark, Joghurt, Obst- Gemüse-Brei.

Zukünftig bekommt Dein Hund jedes Mal, wenn es klingelt die tolle Überraschung und darf sie genüsslich leerschlecken, während Du euren Besuch in Empfang nimmst.

Bitte beachte auch hier, diese Technik nur dann einzusetzen, sofern Dein Hund nicht aggressiv auf Besucher reagiert! Alles andere wäre zu gefährlich, das sich Dein Hund vielleicht doch von seinem Tun löst um den Besucher anzugreifen.

Die Leine als wichtiger Helfer

Auch um den Hund managen zu können, kann die Leine als sogenannte Hausleine sinnvoll sein. Mit der Leine kannst Du Deinen Hund z.B. davon abhalten, den Besucher anzuspringen um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, oder gar den Besucher in seiner Bewegung einzuschränken.  Außerdem kannst Du somit z.B. auch verhindern, dass er durch die geöffnete Tür prescht, um zum Gartenzaun zu stürmen.

Die Hundebox

Hat Dein Hund schon mal einen Besucher gebissen, ist es leider oft unumgänglich den Hund während der Besuchssituation vollkommen zu sichern. Um den Hund nicht ausschließen zu müssen, z.B. durch das wegsperren in einen anderen Raum, bietet oft eine sichere Hundebox eine tolle Möglichkeit, dass der Hund zwar gesichert ist, aber dennoch dabei sein kann.

Die Aufbruchstimmung der Besuch geht wieder und plötzlich ist es mit der Ruhe vorbei!

Einer der größten Fehler, wo leider neben dem Empfangen von Gästen die häufigsten Unfälle im Zusammenhang mit Besuchern passieren, ist die Zeit des Aufbruchs.

Ich möchte Dir nun noch kurz erklären, warum die Phase des Verabschiedens nochmal ganz leicht zur gefährlichen Situation werden kann.

Dein Besuch war nun schon einige Zeit bei euch und Dein Hund hat sich entspannt auf seine Decke zurückgezogen. Doch plötzlich ist er hellwach:

Was ist hier passiert? Wenn Dein Besuch nach einem schönen Nachmittag oder Abend wieder geht, entsteht zuerst einmal Unruhe. Unruhe durch oft viel zu hektisches Aufstehen, Stühlerücken, es wird lauter und die Menschen umarmen sich zur Verabschiedung. Allein dieses umarmen kann Deinen Hund leicht dazu veranlassen dass er die Situation splitten möchte. Außerdem werden Jacken geholt, Schuhe angezogen, es ist auf einmal sehr viel Bewegung im Haus.

Dieser plötzliche Bewegungsdrang alarmiert Deinen Hund ganz schnell wieder, mitten im Geschehen sein zu wollen. Es kann sein, dass er erschrickt und hektisch zu den Gästen springt. Viele Hunde tun sich auch schwer, dieses dadurch entstandene Chaos richtig ein zu schätzen und reagieren dadurch schon mal über.

Nun hast Du einige Tipps an der Hand, wie auch Dein Hund zu einem Wohlerzogenen Gastgeber auf 4-Pfoten werden kann. Wenn Du dir unsicher bist, wie Du Deinem Hund das beibringen kannst, oder ihr an dem ein oder anderen Schritt nicht weiter kommt, ruf mich einfach an, ich bin mir sicher dass wir auch für euer Problem eine Lösung finden werden.

 

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